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Oliver Reiser

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Übernahmegerüchte um die BASF AG

von Prof. Oliver Reiser

Steht eine weitere Übernahme in der Chemiebranche bevor? Ein Gerücht machte heute die Runde: Dupont könnte ein Übernahmeangebot für den Ludwigshafener Chemiekonzern BASF machen © Chemie-im-Alltag 13.4.2007.

Es war alles andere als ein Freitag der 13. für die Aktie der BASF AG: Gegen 16 Uhr schnellte deren Aktienkurs um mehr als 3% auf 89 EUR in die Höhe. Auslöser waren Mutmaßungen, dass der amerikanische Chemieriese Dupont ein Übernahmeangebot in Höhe von 93 EUR pro Aktie für die Anilliner machen könnte. Weder die BASF noch Dupont gaben eine Stellungnahme hierzu ab.

BASF - The Chemical Company

Seit Monaten wartet die BASF mit einer Erfolgsmeldung nach der anderen auf: Eine Umsatzsteigerung von 23% auf 52 Milliarden EUR bei mehr als drei Milliarden EUR Gewinn im Jahr 2006, eine 50%ige Erhöhung der Dividende auf drei EUR pro Aktie. Das Konzept der BASF AG, als letzter großer deutscher Konzern sich auf den Kernbereich Chemie zu konzentrieren und nicht dem Ruf der Life Sciences zu folgen, scheint aufzugehen. Während Firmen wie Hoechst - heute aufgegangen in Sanofi-Aventis - oder Bayer - heute Bayer-Schering - sich immer stärker auf die Pharmabranche konzentrierten und sich aus dem reinen Chemiegeschäft zurückzogen, ging die BASF AG den umgekehrten Weg: Mit dem Verkauf der Knoll AG wurde die Pharmasparte abgegeben und dafür die Geschäftsfelder Chemikalien, Veredlungsprodukte, Pflanzenschutz und Ernährung, Öl und Gas sowie Kunststoffe weiter ausgebaut. Mit mehr als 8000 verschiedener Produkte aus diesen Bereichen kann die BASF eine beeindruckende Breite aufweisen, eines der berühmtestetn Produkte dürfte momentan der Superabsorber sein, der unter anderem die Babywindeln revolutionierte.

Dupont - the Miracles of Science

Auch Dupont blieb im starkem Maße dem chemischen Kernbereichen treu: Polymere Lacke, Materialien, Energie und Pflanzenschutz sind die wesentlichen Bereiche, auf denen die Firma mit Hauptsitz in Wilmington, USA, tätig ist. Weltbekannt wurde DuPont wohl durch die Erfindung von Nylon, Teflon, Tyvek und Kevlar.

Mit einem Jahresumsatz von mehr als 23 Milliarden EUR und 2.4 Millarden EUR Gewinn im Jahr 2006 kann auch Dupont auf gute Zahlen verweisen. Seit Jahren gehören sowohl die BASF AG wie auch Dupont zu den TOP 5 der größten Chemieunternehmen, wobei die BASF AG zusammen mit Dow Chemicals stets an der Spitze der Großen stand.

Übernahme realistisch?

Aufgrund der Größenverhältnisse sollte eine Übernahme der BASF AG durch Dupont nicht möglich sein, doch hat man ja auch in der Vergangenheit - z. B. bei der Übernahme von Aventis durch Sanofi - gelernt, dass Größe und der damit verbundene Kaufpreis davor nicht schützen. Allerdings hat die BASF AG in den letzten Jahren im großen Umfang eigene Aktien zurückgekauft, so dass auch hierdurch eine Übernahme erschwert sein sollte.

Vom Produktspektrum würden beide Firmen fraglos gut zusammenpassen und sich in vielen Bereichen sinnvoll ergänzen. Andererseits sind beide stark auf das Ölgeschäft, das für Chmikalien und Kunststoffe die Basis darstellt, angewiesen, so dass durch einen Zusammenschluss eine Diversifizierung, um der Abhängigkeit vom Erdöl zu entgehen, nicht erreicht werden würde.

Für den Chemiestandort Deutschland wäre der Übergang der BASF als einer der größten deutschen Firmen in der Welt in amerikanische Hand meiner Meinung nach keine gute Entwicklung.

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