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Oliver Reiser

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Streit um die Begrenzung von Autoabgasen

von Prof. Oliver Reiser

Die geplante EU-Richtlinie zur Begrenzung der CO2 Emission von Autoabgasen ruft Streit in der Politik und Ablehnung in der Autoindustrie hervor. Was würde die neue Richtlinie tatsächlich für die Verbraucher bedeuten? © Chemie-im-Alltag 6.2.2007.

 

120 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer soll nach den Plänen der Europäischen Union ab 2012 ein Auto an Abgasen nur noch verbrauchen dürfen. Mit diesem Vorstoß soll ein weiterer Schritt in Richtung Klimaschutz getan werden, denn Kohlendioxid – wenn auch nicht ganz unstrittig, wie sie hier nachlesen können, wird als Übeltäter Nr. 1 für den Klimawandel angesehen.

Zurückweisung des EU-Vorschlags - Seltene Einigkeit in der deutschen Politik und Automobilindustrie

Der Vorstoß der EU hat in Deutschland in seltener Einigkeit Spitzenpolitiker von CDU, CSU und SPD auf den Plan gerufen: Bundeskanzlerin Angela Merkel warnet vor zu strengen EU-Auflagen für die Automobilindustrie, SPD Chef Kurt Beck forderte eine Übergangszeit für die Festlegung künftiger Grenzwerte für Kohlendioxid, Ministerpräsident Edmund Stoiber und Wirtschaftsminister Michael Glos (beide CSU) lehnten die Pläne der EU aus Angst vor dem Verlust von Arbeitsplätzen und dem Verlust des Technologievorsprungs der Automobilindustrie gegenüber USA und Japan strikt ab. In diesen Tagen verkündete nun die Automobilindustrie, dass sich Autos um etwa 2500 Euro verteuern würden, die diese Auflagen erfüllen müssen.

Stichhaltige Argumente?

Die vorgebrachten Argumente rufen in mir tiefes Unverständnis vor, obwohl - wie aufmerksame Leser von Artikeln in diesem Portal wissen - ich kein Umweltverfechter um jeden Preis bin und eine maßvolle Politik zur Stärkung von Wirtschaft und damit verbundenen Erhalt von Arbeitsplätzen nachdrücklich befürworte.

Zunächst einmal würde man doch mit der Entwicklung von Autos, die die geforderten Kohlendioxidemissionen einhalten, einen gewaltigen Technologievorsprung erreichen, denn die Reduktion des Kohlendioxids bedeutet doch, wie ich gleich vorrechnen werde, eine drastische Senkung des Benzinverbrauchs. Selbst die bislang in Sachen Energieeinsparung resistente USA scheint dieses Ziel als wichtig erkannt zu haben, wenn man der kürzlich abgegebenen Erklärung von Präsident Georg Bush zur Lage der Nation glauben kann, in der er eine Energieeinsparung von 20% für sein Land gefordert hat. Arbeitsplätze, und zwar hochqualifizierte, mit denen man sich den technischen Herausforderungen stellen kann, müssten zwangsläufig zur Entwicklung der neuen Automobile geschaffen werden.

2500 Euro mehr für ein Auto - wirkliche Mehrkosten?

Aus EU-Kreisen wurde ein Mehrpreis für die zu entwickelnden Automotoren von 500 Euro geschätzt, heute gab die deutsche Automobilindustrie ihrerseits Mehrkosten von 2500 Euro pro Fahrzeug an. Ich sehe diese Meldung positiv, heißt das doch in der entscheidenden Konsequenz, dass die Autohersteller die Auflage der EU für realisierbar halten. 2500 Euro sind natürlich ein stolzer Aufpreis, doch würde das neue Auto auch deutlich weniger Benzin verbrauchen. Rechnen wir einmal nach, wie sich das insgesamt für den Verbraucher darstellen würde.

> > > WEITER zum zweiten Teil: Die Mathematik zwischen Kohlendioxidausstoß und Benzinverbrauch

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