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Oliver Reiser

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Lohnt sich ein Chemiestudium?

Oliver Reiser

Ein kleiner Leitfaden für alle, die mit dem Gedanken spielen, Chemie zu studieren.

 

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Doktorhut, ja oder nein?

DoktorhutNach dem Diplom/Master wird sich für die meisten noch eine etwa drei Jahre dauernde Doktorarbeit in der Vertiefungsrichtung anschließen. Die Vor- und Nachteile der Doktorarbeit werden in dem hier folgenden Artikel diskutiert. Kurz gesagt ist die Promotion aber, falls Sie von der Universität dann noch nicht ganz die Nase voll haben, eine gut investierte Zeit. Sie wird Ihnen bereits gar nicht so schlecht bezahlt (etwa 1100-1400 Euro netto pro Monat, hiervon müssen noch üblich Abgaben wie Krankenversicherung entrichtet werden; zusätzlich rate ich aufgrund der praktisch nicht existierenden Absicherung für Studierende durch die Universität und des nun einmal existierenden besonderen Gefahrenpotentials bei der Tätigkeit in der Chemie zu einer Versicherung gegen Berufsunfähigkeit) und von einem zukünftigen Arbeitgeber wird die Promotion mit zwei bis drei Berufsjahren honoriert. Und die Einstiegsgehälter von derzeit durchschnittlich 60000 Euro pro Jahr als promovierter Chemiker können sich wirklich sehen lassen.

Chemie - ein lang dauerndes Studium?

Als ein Vorbehalt gegen ein Chemie- oder ganz allgemein gegen ein Studium der Naturwissenschaften wird immer dessen lange Dauer angeführt. Bis zum Diplom/Master dauert es fünf Jahre, und nach der meistens sich anschließenden Promotion von drei Jahren ist man also mit insgesamt acht Jahren dabei. In der Tat werden Sie diese Zeit investieren müssen, um im späteren Berufsleben optimale Chancen zu haben. Auf der anderen Seite bewirkt die recht straffe Organisation des Chemiestudiums vor allem in den Anfangssemestern, dass mit dieser Zeitspanne die weit überwiegende Zahl der Studenten auskommt. Acht Jahre klingt lang, doch vergleichen Sie einmal diese Zeit einmal mit anderen Fächern: Ein Jura- oder Lehramtstudium dauert etwa fünf Jahre bis zum Abschluss des 1. Staatsexamen, nach erfolgtem Refendariat und 2. Staatsexamen sind auch etwa acht Jahre vorbei. Ein Medizinstudium dauert sechs Jahre bis zum Staatsexamen, danach folgen mehrere Jahre Ausbildung zum Facharzt.

Das Berufsfeld eines Chemikers

Als Berufsfeld stehen Ihnen weite Bereiche innerhalb, aber auch außerhalb der Fachrichtung Chemie offen. Je nach Ihrer Vertiefungsrichtung kommen Tätigkeiten in der Pharmaindustrie, in Biotechnologieunternehmen, im Bereich Feinchemikalien, in der Analytischen Chemie und Diagnostik oder in technischen Bereichen wie etwa der Polymerchemie in Frage. Dabei muss Ihre Tätigkeit keineswegs aus dem Mischen von Substanzen in einem Labor bestehen - das weit verbreitete Stereotyp für einen Chemiker -, das Arbeiten am Computer (Simulation von chemischen Prozessen oder Wirkstoffen), die Entwicklung von chemischen Geräten (beispielsweise Laborautomation) oder Aufgaben in Produktion und Marketing sind genauso gefragt wie die Arbeit in Forschung und Entwicklung neuer Wirkstoffe oder Materialien. Im wirtschaftlichen Bereich haben vor allem die Unternehmensberatungen großen Bedarf an promovierten Naturwissenschaftlern.

Wie sind die Berufsaussichten eines Chemikers?

ChemikerAnfang der 90er Jahre gab es bei sehr hohen Absolventenzahlen einen plötzlichen Einstellungsstop für einige Jahre in der chemischen Industrie. Dies hat einerseits dazu geführt, dass die Studentenzahlen im Fach Chemie bis etwa zum Jahr 2000 um mehr als 50 Prozent gesunken waren. Andererseits haben die Universitäten auf diese Entwicklung mit neuen, interdisziplinären Studiengängen reagiert, die den Absolventen über die klassischen Berufsfelder der Chemie hinaus neue Möglichkeiten eröffnen. Inzwischen stellen die chemischen Unternehmen wieder auf dem hohen Niveau der 80er Jahre Chemieabsolventen ein, gleichzeitig sind die Absolventenzahlen aber derzeit stark gesunken. Dementsprechend sind die Berufschancen in der Chemie momentan sehr gut - einen aktuellen Überblick an offenen Stellen in der Chemie und verwandten Bereichem aus Wissenschaft, Forschung und Entwicklung vermitteln zahlreiche online Portale. Allerdings wird es in den nächsten Jahren aufgrund der wieder stark gestiegenen Studentenzahlen auch sehr viel mehr Absolventen geben. Die Konkurrenz um Stellen wird daher wieder stärker werden, dennoch kann bei Interesse und Spaß an Chemie als wichtigste Voraussetzung zum Chemiestudium als zukunftssicheres Fach vorbehaltlos geraten werden.

 

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