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Oliver Reiser

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Lust und Last des Feuerwerks

Oliver Reiser

Mit dem Abbrennen von Feuerwerkskörpern am Silvesterabend werden Millionen zum Hobbychemiker. Spaß und Gefahr, Schönheit und Umweltbelastung liegen dicht beieinander.

In Südeuropa zu Ostern, in den USA zum Unabhängigkeitstag am 4. Juli, in Frankreich zur Erinnerung an den Sturm der Bastille am 14. Juli, in Großbritannien zum Guy-Fawkes-Day am 5. November und in Deutschland zu Silvester am 31. Dezember: Das Abbrennen von Feuerwerk ist seit Jahrhunderten ein Ausdruck von Freude und Feierlichkeit.

Schwarzpulver

Grundlage der meisten Feuerwerkskörper ist das Schwarzpulver, dessen Entdeckung im 14. Jahrhundert dem Mönch Berthold Schwarz zugeschrieben wird. In China kannte man das Schwarzpulver jedoch schon um das Jahr 1000 herum.

An der damaligen Mixtur hat sich auch heute nichts geändert: 75 Prozent Kaliumnitrat, 10 Prozent Holzkohle, 15 Prozent Schwefel ergeben eine Mischung, die beim Anzünden unter heller Flammenerscheinung verbrennt. Dabei wird die Holzkohle zu Kohlendioxid verbrannt, Kaliumnitrat dient als hoch konzentrierter Sauerstofflieferant. Der Zusatz von Schwefel erleichtert die Entzündung des Gemisches.

Es finden eine ganze Reihe chemischer Reaktionen statt, die man folgendermaßen formulieren kann:


Die entstehenden Gase Kohlendioxid, Stickstoff und Schwefeldioxid dehnen sich bei gleichzeitiger großer Hitzeentwicklung um ein Vielfaches des Volumens des Schwarzpulvers aus und sorgen dadurch in einem geschlossenen Gefäß für eine heftige Explosion. Darum werden für Feuerwerkskörper stets Hülsen aus Papier verwendet, und vor einer Detonation in anderen Gefäßen, insbesondere in Metallbehältern, sei ausdrücklich gewarnt.

Die beim Verbrennen von Schwarzpulver entstehenden Schwefelverbindungen sind starke Umweltgifte. Vor allem Schwefeldioxid (SO2), ein stechend riechendes Gas, ist einer der Hauptverursacher des sauren Regens. Aus diesem Grund werden strengste Auflagen an die Industrie gestellt, schwefelhaltige Abgase nicht in die Umwelt gelangen zu lassen. Durch Tanken von schwefelarmem, hochoktanigem Super-Plus Benzin können die Autofahrer dazu beitragen, das Waldsterben zu bremsen. Dagegen würde kein Feuerwerkskörper den Anforderungen an die Begrenzung von Schwefelemissionen standhalten.

Farbenpracht durch Schwermetalle und PVC

Rot, grün, blau, gelb - es gibt keine Farbe, die bei einem Feuerwerk fehlt. Wie kommen aber die prachtvollen Farben, mit denen Feuerwerkskörper abbrennen, zu Stande? Metallionen werden bei großer Hitze, etwa in einer offenen Flamme, zum Leuchten angeregt (die so genannte Flammenionisation). Je nach Metallsalz - man verwendet meist die Nitrate als gleichzeitigen Sauerstoffspender - beobachtet man eine charakteristische Farbe: Strontiumnitrat leuchtet rot, Bariumnitrat grün, Bariumnitrat/Schwefel gelb und Kupferhydroxid/Schwefel blau. Trotz der Brillanz der Farben ist die Verwendung von Metallen, insbesondere der sehr giftigen Barium- und Strontiumsalze, aus ökologischen Gründen sehr bedenklich. Fallen in einem Chemielabor solche Salze als Abfall an, müssen sie als Sondermüll separat gesammelt (Schwermetallabfälle) und fachgerecht entsorgt werden.

Zur Farbverstärkung, insbesondere bei den Farben rot und blau, wird zusätzlich noch Polyvinylchlorid (PVC) dem Feuerwerkskörper zugesetzt. Nicht erst seit dem Flughafenbrand in Düsseldorf ist bekannt, dass bei der Verbrennung von PVC giftige Gase und Säuren und, besonders in Gegenwart von Metallsalzen, Dioxine freigesetzt werden.

Sind Feuerwerke noch zeitgemäß?

Aus dem Blickpunkt der Umwelt stellen Feuerwerke eine erhebliche Belastung dar, doch werden sie auch in Zukunft aus unserer Gesellschaft nicht wegzudenken sein. Professionell veranstaltete Großfeuerwerke halte ich daher für eine geeignete Lösung. Nicht nur wegen der Umwelt, sondern auch wegen der persönlichen Sicherheit würde ich jedoch für die Abschaffung der individuellen Kleinfeuerwerke für jedermann, und hier vor allem für den Verbot von Böllern plädieren. Zumindest sollte jedem bewusst sein, dass ein Böller ein Sprengsatz darstellt, den man mit Vorsicht für sich und andere handhaben muss (Abbildung rechts, zur Vergrößerung anklicken). Geschlossene Kleidung und insbesondere ein Schutz für die Augen (Schutzbrille) sind allen zu empfehlen, die als Pyrotechniker am Silvesterabend tätig werden wollen. Sachgerechte Handhabung - Hände weg von Schwarzimporten aus Osteuropa - eines Feuerwerkkörpers sollte stets oberstes Gebot sein, und vor allem das Werfen eines Böllers auf eine andere Person muss unter allen Umständen unterbleiben!

Ich wünsche Ihnen einen guten und gesunden Start in das neue Jahr!

Ihr
Oliver Reiser